Doris Day: überzeugte Optimistin

Am 3. April feiert die amerikanische Schauspielerin und Sängerin Doris Day ihren 75.Geburtstag. Eine Huldigung von BB-Redaktor Eric Langner.
«Que sera, sera» Doris Day kann mit ihrem wohl berühmtesten Lied von ihrem eigenen Leben selbst ein Lied singen. Anders als die ewige Strahlefrau, als die sie in der Öffentlichkeit bekannt ist, durchlebte auch sie in ihrem Leben alle Höhen und Tiefen. Und doch ist sie in ihrem Innersten eine Optimistin geblieben. Am 3.April feiert Doris Day in ihrem Heim in Carmel, Kalifornien, den 75.Geburtstag.
Von Hollywood will sie schon lange nichts mehr wissen. Die Drehbücher, die ihr mehr als 30 Jahre nach ihrem letzten Film noch immer ins Haus flattern, lässt sie links liegen. Die als Doris von Kappelhoff 1924 geborene Schauspielerin und Sängerin ist «nur noch» sich selbst und glücklich dabei. Mit ihren 75 Jahren sei sie noch immer fit, wie in den vierteljährlich erscheinenden Bulletins der «Doris Day Society» in England zu lesen ist. Tägliches Fitnesstraining und Schwimmen gehören zu ihrem Alltag. Ihr Herz schlägt für die Anliegen der Tiere. Mit ihrer Organisation, der «Doris Day Animal League», setzt sie sich in den USA vehement für alle Bereiche des Tierschutzes ein. Auf dem riesigen Gelände ihres Heims beherbergt sie selbst viele Hunde und Katzen.

Dauerbrenner am TV
Wie Doris Day in ihrer Autobiographie schreibt, schaut sie sich selbst ihre alten Filme kaum mehr an. «Aber wenn ein Lied von mir am Radio gespielt wird, höre ich gerne zu und bin auch stolz darauf.» Doris Day überzeugte in all ihren Rollen. Am berühmtesten sind jedoch die drei Filme, die sie mit Rock Hudson gedreht hat. Dabei erfreuen sich ihre Filme wie «Bettgeflüster» oder «Ein Pyjama für Zwei» am Fernsehen noch immer grosser Beliebtheit. Denn bei Doris Day weiss man, was einen erwartet. Zwei Stunden lang zurücklehnen, die Füsse hochlagern und eine gute Zeit haben: have a nice day with Doris Day!
Dennoch wirkt sie nie so künstlich wie eine Marilyn Monroe oder Ava Gardner, sondern ist immer ganz sich selbst – eine Tatsache, die sie besonders auch beim weiblichen Publikum beliebt macht. Währenddem sich andere Frauenfiguren in Filmen der fünfziger und sechziger Jahre noch immer dem klassischen Frauenbild
unterordneten, nahmen die Doris-Day-Figuren ihr Leben meist selbst in die Hand. Doris Day war eine der ersten Selfmadewomen des amerikanischen Films, die sich als Mutter genauso wohl fühlte wie als Geschäftsfrau. Auch wenn sie am Schluss der Filme immer wieder in den Armen von Rock Hudson oder Cary Grant landete, hatte sie stets bewiesen, dass sie den Männern in nichts nachsteht.
Nie aufgegeben
Doris Day ist eine Kämpferin. Trotz schweren Schicksalsschlägen und unglücklichen Beziehungen liess sie sich aber auch in ihrem Privatleben nie unterkriegen. Als sie als Teenager nach einem schweren Autounfall für ein Jahr im Spital liegen musste, wurde ihre Karriere als Tänzerin jäh beendet. Statt Trübsal zu blasen,
liess sich Doris Day beim Radiohören von ihrem Idol Ella Fitzgerald inspirieren. Sie nahm Gesangsunterricht, und schon kurze Zeit später wurde sie von den Orchestern von Bob Crosby und Les Brown engagiert. Ihr grösster Hit war 1944 «Sentimental Journey».
Auch ihre vier Ehen waren alles andere als von Sonnenschein geprägt. Von ihrem ersten Ehemann wurde sie verprügelt, ihr zweiter Gatte ertrug es nicht, dass sie berühmt war. Mit ihrem dritten Mann, Marty Melcher, war Doris Day 18 Jahre verheiratet. Als dieser starb, stellte sich heraus, dass er ihr gesamtes Vermögen in
dubiose Geschäfte gesteckt hatte und sie nun mit Schulden dastand. Wieder raffte sie sich auf und strengte gegen den Partner ihres Mannes, den Anwalt Jerry Rosenthal, einen Prozess an – und gewann. Auch Ehemann Nummer vier brachte ihr kein Glück, die Ehe wurde nach etwas mehr als einem Jahr geschieden.
Seither ist sie glücklich solo, pflegt den Kontakt mit der Familie ihres einzigen Sohns sowie Freunden und findet ihr Glück bei den Tieren.
Neue Liebe?
Erst vor kurzem kursiertenGerüchte, dass Doris Day wieder einen Mann an ihrer Seite habe. Darauf angesprochen, würde sie wahrscheinlich in ihrer unnachahmlichen Art ein Lächeln aufsetzen, ihre Augen würden funkeln und leise würde sie die Melodie von «Que sera, sera» anstimmen.
Eric Langner
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Der Bericht stammt aus der Wochenzeitung Brückenbauer, Ausgabe Nr. 12/1999 vom 23.03.1999